Stell dir vor:
Du gehst mit deinem Kind durch die Stadt. Alles ist scheinbar in Ordnung, bis plötzlich – wie aus dem Nichts – ein Wutanfall kommt. Dein Kind schreit, weint, und dann passiert’s: Es haut dich.
Vielleicht fühlst du dich in diesem Moment hilflos, beschämt, wütend oder sogar schuldig.
Und genau hier beginnt der Moment, der so viele Eltern überfordert – weil uns niemals jemand beigebracht hat, was hier eigentlich wirklich passiert.
Was du in einem Wutanfall übersehen könntest
Wenn Kinder uns schlagen, reagieren viele Eltern reflexartig:
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Sie setzen Grenzen („So nicht!“)
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Versuchen zu erklären, warum das Verhalten nicht geht
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Oder bieten Alternativen an („Du darfst wütend sein, aber nicht hauen.“)
Aber: All diese Reaktionen setzen etwas voraus, was im Wutanfall gar nicht verfügbar ist – nämlich Kognition und Reflexionsfähigkeit.
Kinder (und übrigens auch viele Erwachsene) können in einem aufgebrachten Zustand nicht lernen, nicht logisch denken, nicht reflektieren.
🧠 Wichtig zu verstehen:
In starken Gefühlen ist das Gehirn deines Kindes im "Alarmmodus".
Denken? Lernen? Kontrolle? Gerade unmöglich.
Was du tun kannst, wenn dein Kind schlägt
🧩 1. Den Raum halten – nicht sofort erziehen
Wenn dein Kind dich schlägt, halte inne.
Nicht, weil das Verhalten okay ist – sondern weil dieser Moment keine Lernmöglichkeit ist. Es ist ein Sturm. Du kannst nur halten. Das heißt:
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Nimm wahr, was passiert – ohne direkt zu reagieren
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Atme tief – dein Nervensystem beeinflusst seins
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Schütze dich, aber ohne in Kampf oder Flucht zu gehen
🧘♀️ Regel: In der Krise ist keine Erziehung, sondern Co-Regulation gefragt.
🧩 2. Verstehen, was hinter dem Hauen steckt
Hauen ist ein Ausdruck – nicht das eigentliche Problem.
Vielleicht ist dein Kind überfordert, müde, hungrig, enttäuscht, verletzt oder fühlt sich nicht gesehen. Dein Kind versucht, etwas zu kommunizieren – ohne die Sprache dafür zu haben.
Stell dir vor, es ruft innerlich:
„Hör mich! Halt mich! Ich weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll!“
Was jetzt hilft: Du bleibst bei dir. Du bist der Fels.
Du versuchst nicht, das Verhalten sofort zu „reparieren“, sondern bist einfach da.
🧩 3. Erst nach der Regulation kommt die Reflexion
Wenn dein Kind wieder ruhiger ist – erst dann kannst du sprechen.
Dann kannst du sagen:
„Ich habe gesehen, wie wütend du warst. Du hast sogar gehauen. Das hat mir wehgetan. Und ich weiß, dass du gerade überfordert warst.“
Jetzt ist der Moment, neue Wege aufzuzeigen, wie dein Kind mit solchen Gefühlen umgehen kann.
Nicht aus Scham, sondern aus Selbstwirksamkeit.
Und wie lernt mein Kind, anders mit Wut umzugehen?
Nicht im Moment des Ausrasters – sondern in der Zeit dazwischen.
Wenn dein Kind reguliert ist – also innerlich ruhig, aufnahmefähig und verbunden – dann kannst du gemeinsam:
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Atemtechniken üben
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Gefühle auf dem Gefühls- & Bedürfnis-Poster anschauen
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Körperübungen ausprobieren
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Geschichten lesen, die über Wut sprechen
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Oder mit dem Kind reflektieren: „Was hättest du gebraucht?“
All das findest du auch in unserem
📘 Workbook zur KinderTankstelle – speziell das Kapitel „Ich will nicht in den Kindergarten / Ich will nicht mitkommen“.
Darin zeigen wir dir konkret, wie du Kinder durch Gefühlsstürme begleitest – unterwegs, zu Hause, überall.
🖼️ Und das Poster-Set bietet deinem Kind visuelle Anker – es erkennt, wo es emotional gerade steht, und was es jetzt braucht.
Fazit: Dein Kind ist nicht gegen dich – es braucht dich.
Wenn Kinder schlagen, schreien oder zusammenbrechen, sagen sie uns nicht „Ich will dich ärgern“.
Sie sagen: „Ich komme gerade nicht klar.“
Und das ist keine Einladung zur Strafe – sondern zur Beziehung.
❤️ Wut ist kein Zeichen von Bosheit.
Wut ist ein Ausdruck von Not.
Und in dieser Not brauchen Kinder nicht unsere Erziehung, sondern unsere Präsenz.
Wenn du lernen möchtest, wie du deinem Kind langfristig helfen kannst, mit seinen Gefühlen umzugehen, dann schau dir unser
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